Passender hätte der Zeitpunkt kaum sein können, den sich die Kraillinger SPD für ihre „Energiewende“-Veranstaltung am 16. Januar überlegt hatte. Die Konzeption war schon im November 2013 entwickelt worden: Zunächst sollte interessierten Bürgern in Krailling und den anderen Würmtalgemeinden einige Grundlagen des Wandels von einer fossil / nuklearen Energieerzeugung hin zu einer ausschließlichen Nutzung der erneuerbaren Energien dargestellt werden. Darauf aufsetzend sollte dann diskutiert werden, welche Möglichkeiten der Einzelne hat, sich an dieser Energiewende zu beteiligen.
In den ersten Januartagen wurde dann klar, die bayerische Staatsregierung leitet wieder einmal eine Wende ein, aber in Rückwärtsrichtung: Nachdem das Wachstum der Photovoltaik wegen der gesenkten Einspeisevergütung praktisch schon zum Erliegen kam, soll nun der Ausbau der Windenergie in Bayern mit den fadenscheinigsten Argumenten gestoppt werden. Deshalb unterstützte auch der „Bundesverband Windenergie (BWE) “ diese Veranstaltung – unser Kraillinger Mitglied Thyge Weller ist auch im Vorstand des Regionalverbands Oberbayern dieser Organisation.
Vor diesem Hintergrund trafen sich etwa 40 Bürger im Bürgerzentrum Hubertus. Stephan Bock übernahm die Moderation und stellte die Vortragenden vor: Dr. Thyge Weller (fair energy consulting), Peter Drausnigg (Geschäftsführe des Regionalwerks Würmtal), Harald Zipfel (Ecotopia, Bürgermeisterkandidat SPD Neuried) und Peter Keller (Green-City-Energy).
Thyge Weller stellte zunächst das ziemlich komplexe Verfahren vor, nach dem die „Energie-Umlage“ errechnet wird, die auf die Stromrechnung der Haushaltskunden aufgeschlagen wird. Er erläuterte, dass der Aufschlag mehrere Faktoren enthält, die mit der Förderung der erneuerbaren Energien wenig zu tun haben, und dass in der letzten Legislaturperiode genau jene Politiker und Wirtschaftsverbände zusätzliche Lasten in die Umlage verschoben haben, die heute die Energiewende wegen dieser Kostensteigerung ausbremsen möchten. Wer an einer Kopie dieses Vortrags interessiert ist, kann ihn gerne über unsere Internet-Adresse anfordern.
Danach ging es in die Praxis: Peter Drausnigg präsentierte die Ziele und bisherigen Erfolge des Regionalwerks Würmtal und das Vorhaben, die Netze im Würmtal übertragen zu bekommen. Er stellte klar, dass dies ein langwieriger Weg sei, der aber unvermeidbar sei, um die regionale Energieerzeugung und –verteilung im Würmtal durchzusetzen.
Auch Harald Zipfel steht vor einer schwierigen Phase. Neben seiner Tätigkeit als Energieberater überwacht er den Betrieb von knapp 40 Photovoltaik-Anlagen im Raum südlich von München und seine Projekte sind so erfolgreich, dass er ständig nach der Möglichkeit gefragt wird, in neue Projekte zu investieren. Aufgrund der gesenkten Vergütung rentieren sich aber solche Projekte nicht mehr. Neue Konzepte in Richtung Direktvertrieb und Eigenverbrauch müssen entwickelt werden, ehe hier die Photovoltaik-Erzeugung in unserer Region wieder Fahrt aufnehmen kann.
Die Green City Energy AG ist eine Gründung des Umweltvereins „Green City e.V.“ in München und konzentriert sich auf die Erzeugung erneuerbarer Energien – sei es Photovoltaik, Wind, Wasser usw.- nicht nur in unserer Region, sondern auch in anderen Teilen Deutschlands und Europas. Peter Keller betonte die hohen Ansprüche an Umwelt und solider Finanzierung jedes einzelnen Projekts und stellte insbesondere die unterschiedlichen Möglichkeiten dar, Bürger in diese Projekte einzubeziehen.
In der nachfolgenden Diskussion ging es kreuz und quer durch die Problemfelder der Energiewende: Warum stoppt die CSU die Energiewende in Bayern? Inwieweit kann die Umwandlung von Strom zu Gas („power-to-gas“) den Leitungsbau verringern? Wann benötigen wir welche Stromspeicher? Ist die Angst vor Stromausfällen („black-outs“) gerechtfertigt? Nicht alles ließ sich in der Kürze der Zeit besprechen, aber die Reaktionen der Anwesenden waren so positiv, dass es eine Fortsetzung dieser gelungenen Veranstaltung geben wird.
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